Kapitel 5

5 - Die Magie des Zinseszinses – oder warum Zeit dein bester Freund ist

Description

Zinseszins – ein sperriges Wort mit magischer Wirkung

Wenn es ein Finanzwort gibt, das irgendwie nach Mathebuch klingt und trotzdem dein Leben verändern kann, dann ist es Zinseszins. Lange haben wir es überlesen, verdrängt, nicht ernst genommen. Klingt zu technisch, zu theoretisch. Aber dann haben wir angefangen, uns wirklich damit zu beschäftigen – und plötzlich war da nicht nur ein Konzept, sondern ein echter Gamechanger. Denn der Zinseszinseffekt ist kein Mythos, sondern eine stille Superkraft, die dein Vermögen wachsen lässt, während du schläfst.

Geld, das wächst, weil es wächst

Was genau ist dieser Zinseszins? Stell dir vor, du bekommst auf dein investiertes Geld eine jährliche Rendite – sagen wir 7 %. Im ersten Jahr wachsen deine 10.000 € auf 10.700 €. Im zweiten Jahr bekommst du dann nicht nur auf deine ursprünglichen 10.000 €, sondern auch auf die 700 € Ertrag Zinsen. Dein Geld arbeitet – und es stellt neue Kollegen ein. Jahr für Jahr wächst nicht nur dein Kapital, sondern auch das Wachstum selbst wächst mit. Und das ist der Punkt: Wer dem Zinseszins Zeit gibt, bekommt exponentielles Wachstum geschenkt.

Warum Zeit der entscheidende Faktor ist

Die Höhe der Rendite ist wichtig – aber noch wichtiger ist, wie lange dein Geld arbeiten darf. Zwei Menschen mit gleicher Rendite und gleichen Beiträgen erreichen völlig unterschiedliche Ergebnisse, wenn einer von beiden zehn Jahre früher anfängt. Denn Zinseszins belohnt nicht den Größten oder den Klügsten, sondern den Geduldigsten. Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen – sondern darum, früh zu beginnen und dabei zu bleiben.

Ein Rechenbeispiel, das Augen öffnet

Schauen wir uns zwei Beispiele an:

  • Person A beginnt mit 25 Jahren zu investieren: 100 € monatlich, 7 % Rendite, über 40 Jahre.
  • Person B startet zehn Jahre später, mit 35 – spart aber doppelt so viel: 200 € monatlich, 7 % Rendite, über 30 Jahre.

Wer hat am Ende mehr?

Zinseszinsvergleich

Die Antwort überrascht viele: Trotz geringerer Einzahlungen erreicht Person A einen höheren Depotwert. Der Vorsprung durch Zeit lässt sich später nur schwer aufholen – selbst mit mehr Einsatz. Genau deshalb ist der Zinseszins so kraftvoll: Er multipliziert die Wirkung deiner Entscheidung – und dein bester Verbündeter ist die Zeit.

Der stille Turbo hinter deinem FIRE-Ziel

FIRE lebt davon, dass du dir über die Jahre ein Vermögen aufbaust, das dich tragen kann. Und dieses Vermögen wächst nicht nur durch Disziplin und Sparsamkeit – sondern durch die Mathematik des Zinseszinses. Wer früh startet, kann später mit weniger Aufwand mehr erreichen. Wer spät startet, muss entsprechend mehr sparen. Der Zinseszins ist der Turbo, der aus deinem Depot ein Einkommen macht. Und genau deshalb ist er kein Bonus – sondern ein tragendes Fundament deiner FIRE-Strategie.

Was passiert, wenn du zu spät startest?

Keine Panik, wenn du nicht mit 20 angefangen hast. Auch wir waren nicht gerade „Early Birds“. Unser erstes Investment haben wir im Juli 2020 gestartet, da waren wir 33 und 31 Jahre alt. Klar, wir haben uns gefragt: Ist das nicht schon zu spät? Aber heute wissen wir: Spät ist immer noch besser als nie. Und wer spät startet, weiß oft mehr, hat ein stabiles Einkommen – und kann bewusster handeln. Zinseszins wirkt auch auf 20 Jahre – und manchmal reicht das völlig.

Warum Geduld wichtiger ist als Perfektion

Es braucht keinen perfekten ETF, keinen idealen Zeitpunkt, keine riesige Summe. Was es braucht, ist: Dranbleiben. Nicht verkaufen, wenn es mal wackelt. Weiter investieren, wenn andere unruhig werden. Denn der Zinseszins braucht eines mehr als alles andere: Ruhe. Wer ständig umschichtet, aussteigt oder nervös wird, nimmt ihm die Kraft. Deshalb ist Buy & Hold nicht nur eine Strategie – es ist die Einladung an den Zinseszins, sein Werk zu tun.

Unser Weg – wie wir dem Zinseszins Raum geben

Als wir mit dem Investieren begonnen haben, war das für uns ein Sprung ins Unbekannte. Wir kommen beide nicht aus Familien mit Investmentkultur. Unsere Eltern waren sparsam, diszipliniert, bodenständig – aber investiert wurde nicht. Es galt: Sparbuch, Bausparvertrag, Immobilien – das war’s. Aktien galten als riskant oder spekulativ.

Und trotzdem sind wir losgegangen. Nicht weil wir alles wussten, sondern weil wir dem Zinseszins endlich eine Bühne geben wollten. Und wir wollten mehr: Für unsere Tochter haben wir kurz nach unserem Start ein Junior-Depot eröffnet. Sie wird es mit 18 übernehmen – bis dahin hat es 13 oder 14 Jahre Zeit, zu wachsen. Sie bekommt also etwas, das wir selbst nicht hatten: ein Startkapital mit Turbo.

Für uns ist das ein Vermächtnis. Nicht in Euro, sondern im Denken. Unsere Tochter soll wissen: Geld darf arbeiten. Es muss nicht stillstehen. Und wer früh anfängt, kann sich Freiheit erarbeiten – nicht durch Glück, sondern durch System.

Ausblick: Buy & Hold – der nächste Baustein

Jetzt, wo du die Kraft des Zinseszinses kennst, stellt sich die Frage: Wie investiert man eigentlich richtig, damit der Zinseszins wirken kann? Im nächsten Kapitel geht es deshalb um Buy & Hold vs. Market Timing – also um die Frage, ob man dem Markt vertrauen darf oder ihm immer einen Schritt voraus sein muss. Die Antwort ist einfach. Und manchmal überraschend.

Hier gehts zu: Buy & Hold vs. Market Timing