2 - Was ist eigentlich ein ETF?
„ETF“ – drei Buchstaben, viele Fragezeichen
Wenn man sich zum ersten Mal mit FIRE beschäftigt, stolpert man fast zwangsläufig über drei Buchstaben: E – T – F. Für uns klang das am Anfang nach etwas, das man besser den Profis überlässt. Aber je mehr wir lasen, desto klarer wurde: ETFs sind keine Börsenmagie – sondern ein Einladungsschreiben an alle, die finanzielle Freiheit suchen.
Sie sind weder elitär noch schwer verständlich. Ihre Struktur hilft sogar, typische Risiken der Aktienanlage deutlich zu reduzieren – durch breite Streuung, Transparenz und niedrige Kosten.
Ein Korb voller Möglichkeiten – wie ein ETF funktioniert
Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist im Kern ein vorgefertigter Warenkorb voller Aktien oder Anleihen. Statt dich selbst zu entscheiden, welche 1.000 Unternehmen du kaufen möchtest, nimmst du dir einen ETF – der das schon erledigt hat.
Er bildet zum Beispiel den MSCI World Index ab – also die größten Unternehmen weltweit. Oder den FTSE All-World, oder den S&P 500. Du kaufst also nicht irgendeine Aktie, sondern einen repräsentativen Schnitt der Wirtschaft, und das mit nur einem Klick.
Passiv ist das neue Aktiv – und warum das gut ist
Der Clou an ETFs ist nicht nur, was drinsteckt, sondern wie sie funktionieren: Sie werden nicht von Fondsmanagern aktiv gesteuert, sondern folgen automatisch einem Index. Keine Bauchentscheidungen, keine Tageswetten.
Das spart Kosten – und: Studien zeigen, dass passive Fonds langfristig oft erfolgreicher sind als aktive. Nicht weil sie schlauer sind, sondern weil sie konstant sind. Und das passt perfekt zu FIRE: Wir brauchen keine Nervenkitzel – wir brauchen Verlässlichkeit.
Breit gestreut, nie bereut – warum Diversifikation so wichtig ist
Ein ETF investiert automatisch in viele verschiedene Unternehmen, Branchen und Länder. Diese breite Streuung schützt vor Totalausfällen.
Wenn mal ein Unternehmen schwächelt, kompensieren andere das. Du trägst nicht das Risiko einzelner Entscheidungen, sondern setzt auf das langfristige Wachstum der Weltwirtschaft. Das beruhigt – gerade in Krisen.
Kosten, Rendite & Effizienz – die stillen Superkräfte der ETFs
Wer in ETFs investiert, spart nicht nur Nerven – sondern bares Geld. Die sogenannten TERs (Total Expense Ratio) liegen oft unter 0,3 %. Im Vergleich zu aktiven Fonds mit 1,5 % und mehr ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Ein Prozent weniger Kosten jährlich macht über 30 Jahre mehrere Zehntausend Euro aus. Und genau diese Spanne entscheidet darüber, wie früh du dein Ziel erreichst.
ETFs vs. Fonds vs. Einzelaktien – was du wirklich brauchst
Natürlich gibt es Alternativen: Einzelaktien, aktive Fonds, Tagesgeld. Aber sie haben Haken. Einzelaktien verlangen Wissen, Disziplin und starke Nerven. Aktive Fonds kosten mehr – und schlagen den Markt selten. Und Tagesgeld? Da bist du bei der Inflation meist schon im Minus.
Ein ETF ist einfach, planbar, wartungsarm. Für viele FIRE-Familien ist er genau deshalb die erste Wahl – nicht weil er perfekt ist, sondern weil er solide ist.
Unsere ersten Schritte mit ETFs – persönlich, pragmatisch, lernend
Als wir 2020 losgelegt haben, war vieles unklar. Wir hatten uns für ein klassisches 70-30-Portfolio innerhalb der Aktienwelt entschieden – 70 % Weltaktien, 30 % Schwellenländer. Klingt klar, aber allein dafür gibt es Hunderte Varianten.
Unsere größte Hürde war die Auswahl: Welcher ETF, welcher Anbieter, welche Bank? Es gibt zig Welt-ETFs – mit feinen Unterschieden bei Kosten, Replikation und Fondsvolumen. Die Kosten – meist angegeben als TER (Total Expense Ratio) – zeigen, wie viel jährlich für Verwaltung und Struktur des ETFs abgezogen wird. Replikation beschreibt, wie der ETF den Index abbildet: Bei der physischen Replikation kauft der Fonds die tatsächlichen Aktien aus dem Index, bei der synthetischen wird das Ergebnis über Tauschgeschäfte nachgebildet. Und das Fondsvolumen zeigt, wie viel Geld insgesamt im ETF investiert ist – je höher, desto stabiler und liquider ist der Fonds.
Am Ende haben wir nicht den „besten“ genommen – sondern den, der für uns funktionierte: groß, günstig, physisch replizierend und bei Trade Republic handelbar. Damals waren dort kostenlose Sparpläne das große Plus.
Das Fundament für deinen Weg – warum ein ETF oft der beste Anfang ist
Der ETF ist kein Allheilmittel – aber eine ausgezeichnete Startrampe. Du brauchst keinen perfekten Plan, kein Markt-Timing, kein großes Budget. Schon ab einem Euro monatlich bist du dabei – je nach Anbieter und gewähltem ETF.
Und vor allem: Du lernst. Du wirst mit deinem ETF wachsen, bekommst ein Gefühl für Kursschwankungen, für die Wirkung von Zeit und Zins. Für viele beginnt genau hier der Weg zur finanziellen Selbstermächtigung.
Ausblick: Der nächste Baustein – Anlageklassen im Überblick
Im nächsten Kapitel schauen wir uns an, welche Anlageklassen es überhaupt gibt – von Aktien über Anleihen bis hin zu Fondsstrukturen. Welche Risiken bringen sie mit, welche Rolle können sie in deinem FIRE-Portfolio spielen – und was davon brauchst du wirklich?
Wir gehen einen Schritt tiefer – mit dem Ziel, dich zu befähigen, selbst fundierte Entscheidungen zu treffen.