3 - Aktien, Anleihen, Fonds - Ein kurzer Überblick für den Start
Investieren heißt wählen – aber was eigentlich?
Wer das erste Mal vor der Entscheidung steht, sein Geld anzulegen, merkt schnell: „Investieren“ ist kein einzelner Schritt, sondern ein ganzer Werkzeugkoffer. Aktien, Fonds, Anleihen – überall Begriffe, überall Möglichkeiten. Was davon brauchst du für deinen Weg zur finanziellen Freiheit?
Gerade wenn man wie wir über FIRE nachdenkt, reicht es nicht, einfach „irgendwas mit Börse“ zu machen. Du musst nicht zum Finanzprofi werden – aber verstehen, worin du investierst, ist essenziell. Denn es macht einen großen Unterschied, ob dein Geld in Einzelaktien steckt, in einem breiten Fonds oder in einem ruhigen Anleiheportfolio. Und genau diesen Unterschied schauen wir uns heute an – persönlich, verständlich, ohne Fachchinesisch.
Aktien – Miteigentum an Unternehmen
Das Wort „Aktie“ klingt für viele nach Risiko, Spekulation, Börsennachrichten. Aber im Kern ist es ganz einfach: *Mit einer Aktie wirst du Miteigentümerin eines Unternehmens.** Du bekommst keinen Schlüssel zur Firmenzentrale, aber du profitierst vom wirtschaftlichen Erfolg – durch Kurssteigerungen oder Dividenden.
Aktien sind die direkte Verbindung zur Realwirtschaft. Und langfristig zeigen alle Daten: Keine Anlageklasse schlägt Aktien in puncto Rendite – wenn du ihnen Zeit gibst. Natürlich schwanken sie. Aber diese Schwankungen sind keine Fehler im System, sondern ein Teil davon. Wer langfristig investiert, muss nicht nervös sein – sondern geduldig.
Anleihen – der ruhigere Bruder der Aktie?
Wenn du einem Unternehmen oder Staat Geld leihst, bekommst du dafür Zinsen. Genau das passiert bei einer Anleihe. Du bist hier nicht Eigentümerin, sondern Gläubigerin. Das macht Anleihen oft stabiler, weil sie nicht direkt vom Unternehmenserfolg abhängen.
Anleihen schwanken weniger, bringen aber auch weniger Ertrag. Gerade in FIRE-Portfolios gelten sie deshalb oft als „Beruhigungsmittel“ – vor allem, wenn man dem Ruhestand näherkommt. In der Ansparphase nutzen viele sie kaum oder gar nicht, weil das Wachstumspotenzial begrenzt ist. Trotzdem lohnt es sich, sie zu kennen – denn irgendwann kann Stabilität wichtiger werden als maximale Rendite.
Fonds – das Sammelbecken für viele Ideen
Ein Fonds ist im Grunde wie eine große Einkaufsgemeinschaft: Viele Anleger*innen legen ihr Geld zusammen, und eine Fondsgesellschaft investiert es. Was dabei herauskommt, kann sehr unterschiedlich sein. Aktive Fonds setzen auf Auswahl, Marktanalysen und Managerentscheidungen. Passive Fonds bilden einfach einen Index nach – ganz automatisch.
Klingt simpel? Ist es auch – aber mit großen Folgen. Denn: Aktive Fonds kosten oft mehr, bringen aber selten mehr. Das zeigen Studien immer wieder. Deshalb greifen viele FIRE-Familien lieber zu passiven Varianten – und damit landen sie fast automatisch bei ETFs. Oder?
Indexfonds – wie ETFs, nur ohne Börse?
Wenn du dich in amerikanischen FIRE-Foren bewegst, liest du ständig von „Index Funds“. Gemeint sind Fonds, die passiv einen Index abbilden – ganz ohne Manager und Bauchgefühl. Klingt wie ein ETF – ist aber nicht unbedingt einer. Der Unterschied liegt im Handel.
Ein ETF ist ein Indexfonds, der an der Börse gehandelt wird. Ein klassischer Indexfonds dagegen wird direkt über die Fondsgesellschaft gekauft – in den USA ist das völlig normal, zum Beispiel bei Vanguard. In Deutschland hingegen kennt kaum jemand klassische Indexfonds. Hier haben ETFs das Rennen gemacht – weil sie sich einfach handeln lassen, viele Sparpläne bieten und transparent sind.
Für uns war das anfangs verwirrend. Heute wissen wir: *Inhaltlich sind ETF und Indexfonds oft identisch – aber in der Praxis ist der ETF für deutsche Anlegerinnen meist die bessere Wahl.** Wichtig ist nur, dass du verstehst, warum die Begriffe in US-Artikeln anders verwendet werden – und warum du trotzdem nicht falsch liegst, wenn du einfach „ETF“ sagst.
Rendite, Risiko, Schwankung – wer macht das Rennen?
Die Frage, welche Anlageklasse „besser“ ist, stellt sich irgendwann jeder. Die Antwort ist nicht schwarz-weiß – aber es gibt klare Tendenzen. Aktien bringen langfristig die höchsten Renditen, schwanken aber stark. Anleihen schwanken weniger, aber bringen auch weniger. Und Fonds? Hängen davon ab, was drinsteckt – aktiv oder passiv, Aktien oder Anleihen, teuer oder günstig.
Was du brauchst, hängt davon ab, wo du stehst. In der Ansparphase zählt oft vor allem Rendite – in der Entnahmephase rückt Stabilität in den Vordergrund. Entscheidend ist nicht, was „die beste“ Anlageklasse ist – sondern welche Strategie zu deinem Leben passt.
Was davon brauchst du wirklich? – Ein FIRE-Blick auf die Auswahl
Es klingt paradox, aber: Du brauchst weniger Auswahl, um bessere Entscheidungen zu treffen. Viele FIRE-Familien starten mit einem einzigen ETF – zum Beispiel auf den MSCI World. Und das reicht oft völlig aus. Denn damit streust du dein Geld automatisch über Hunderte von Unternehmen, Branchen und Ländern.
Du brauchst keine zehn Fonds, keine Einzelaktien und keine ständigen Wechsel. Je einfacher dein Depot, desto besser kannst du es verstehen – und dranbleiben. FIRE ist kein Hochleistungssport, sondern ein Langstreckenlauf. Und da zählt vor allem: ruhig bleiben, dranbleiben, weitermachen.
Unsere Entscheidung – und warum sie nicht final war
Als wir angefangen haben zu investieren, war vieles noch unklar – aber wir wollten endlich loslegen. Nach einiger Recherche haben wir uns für ein 70-30-Portfolio entschieden: 70 % in einen ETF auf Weltaktien, 30 % in einen ETF auf Schwellenländer. Zwei Bausteine, gemeinsam breit aufgestellt – aber eben nicht in einem einzigen ETF.
Anleihen haben wir bewusst nicht aufgenommen. In der Ansparphase zählt für uns vor allem eines: die langfristig höchste Rendite. Und die liefert eben der Aktienmarkt. Trotzdem sind wir nicht blind optimistisch: Unser Notgroschen deckt mindestens drei bis sechs Monate Lebenshaltungskosten ab – je nachdem, ob einer oder beide von uns plötzlich ohne Einkommen dastehen. Sollte der Ernstfall eintreten, könnten wir sogar auf sechs bis neun Monate ausweiten.
Und später? Je näher wir unserem FIRE-Ziel kommen, desto eher werden wir unser Depot anpassen. Dann könnten auch risikoärmere Bausteine wie Anleihen eine Rolle spielen – nicht als Renditequelle, sondern als Stabilitätsanker. Aber das ist Zukunftsmusik. Für jetzt gilt: Wir setzen auf Wachstum – mit einem Depot, das zu unserem Leben heute passt.
Ausblick: Was bedeutet Risiko eigentlich?
Im nächsten Kapitel tauchen wir tiefer ein in ein Thema, das oft falsch verstanden wird: Risiko. Viele denken dabei an Verluste, Abstürze, Nervenkitzel. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Was bedeutet Risiko wirklich? Warum gehören Schwankungen dazu – und wann wird es wirklich gefährlich? Das zu verstehen, ist entscheidend. Denn wer Risiko versteht, trifft bessere Entscheidungen. Und das ist Gold wert – für FIRE und fürs Leben.