Kapitel 3

Was deine Arbeit wirklich Wert ist

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Marktwert erkennen und systematisch steigern

Wenn wir über finanzielle Unabhängigkeit sprechen, geht es oft um Sparraten, Ausgaben oder das richtige ETF-Portfolio. Doch ein Aspekt wird dabei erstaunlich oft übersehen – nämlich die Frage, was die eigene Arbeit eigentlich wert ist. Nicht nur, was man im Moment verdient, sondern was man realistischerweise verdienen könnte. Und wie man diesen Wert Schritt für Schritt erhöhen kann. Gerade für Familien, die auf dem Weg zu mehr finanzieller Freiheit sind, kann das ein echter Gamechanger sein.

Warum dein Marktwert mehr ist als dein Gehalt

In klassischen Gesprächen über Geld und Karriere dreht sich vieles um den aktuellen Lohn. Dabei ist das nur ein Teil der Gleichung. Dein Marktwert ist eine Kombination aus deinen Fähigkeiten, deiner Erfahrung, deinem Auftreten – und wie sehr andere bereit sind, dafür zu bezahlen. Manchmal liegt dieser Wert deutlich über dem, was man gerade auf dem Kontoauszug sieht. Besonders dann, wenn man schon lange in der gleichen Firma arbeitet, in Teilzeit ist oder seine Arbeit nicht gut sichtbar macht.

Wir haben selbst erlebt, wie leicht man sich im Alltag unter Wert verkauft. Weil es gerade bequem ist. Oder weil man denkt, dass ein Wechsel zu riskant wäre. Aber genau diese „Komfortzonen“ sind es, die uns oft viel Geld und Entwicklungschancen kosten – ohne dass wir es merken.

Tools und Gedankenmodelle für eine ehrliche Einschätzung

Der erste Schritt ist, sich selbst nüchtern zu betrachten. Klingt ungemütlich – ist aber befreiend. Es gibt heute viele gute Werkzeuge: Gehaltsvergleiche im Netz, Branchentrends, Studien zur Vergütung nach Berufserfahrung. Doch am hilfreichsten war für uns die Frage: Was würden wir heute einer guten Freundin oder einem Freund raten, der unsere Qualifikationen hat und neu auf den Arbeitsmarkt kommt? Die Antwort fällt fast immer mutiger aus als das, was wir für uns selbst in Betracht ziehen.

Ein zweiter Blick gilt der eigenen Nische. Manche Branchen sind notorisch unterbezahlt, andere bieten überraschende Aufstiegschancen. Und manchmal reicht es, sich auf eine bestimmte Spezialisierung zu konzentrieren, um aus der Vergleichbarkeit auszubrechen. Marktwert entsteht nicht allein durch Fleiß – sondern durch Sichtbarkeit, Spezialisierung und das Wissen um den eigenen Wert.

Strukturelle Hürden mitdenken, aber nicht als Ausrede nutzen

Gerade als Frau, Elternteil oder Mensch mit Betreuungsverantwortung kennt man das Phänomen: Man arbeitet doppelt, aber verdient gefühlt halb so viel. Die berühmten „Gender Gaps“ sind real. Care-Arbeit ist kaum sichtbar. Und Teilzeit wird viel zu oft mit fehlendem Engagement verwechselt. Diese strukturellen Hürden darf man nicht ignorieren – aber man sollte sich von ihnen auch nicht entmutigen lassen.

Wir haben uns irgendwann gefragt: Wenn wir sowieso schon viel Verantwortung tragen – warum nicht auch Verantwortung für unsere berufliche Entwicklung übernehmen? Es war kein schneller Prozess, aber wir haben angefangen, unseren Wert selbstbewusster zu vertreten – nicht nur im Bewerbungsgespräch, sondern auch im Alltag.

Wenn man den eigenen Wert neu entdecken muss

Viele Menschen, die länger in Teilzeit gearbeitet haben – oft aus familiären Gründen –, fragen sich irgendwann, ob sich dieser „Karriereknick“ je wieder ausgleichen lässt. Der Lebenslauf wirkt vielleicht lückenhaft, das Selbstvertrauen angeschlagen. Doch gerade in diesen Momenten liegt ein großes Potenzial: Kompetenz verschwindet nicht – sie wird nur manchmal überlagert vom Alltag. Mit neuen Aufgaben, gezielten Schritten und etwas Geduld lässt sich der eigene Wert wieder sichtbar machen – und oft auch steigern. Der wichtigste Schritt ist dabei oft nicht fachlich, sondern innerlich: der Glaube, dass die eigene Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.

Die stille Revolution: Wertsteigerung ohne Jobwechsel

Nicht immer muss ein neuer Arbeitgeber her. Manchmal reicht es, sich innerhalb des aktuellen Umfelds strategisch zu entwickeln. Neue Aufgaben übernehmen, Weiterbildung einfordern, Verantwortung sichtbar machen. Das erfordert Fingerspitzengefühl – aber es ist machbar. Gerade wer langfristig denkt, kann über Jahre hinweg einen erheblichen Unterschied im Einkommen und damit auch in der Sparquote erreichen.

Wir haben zum Beispiel erlebt, wie eine intern ausgehandelte Gehaltserhöhung fast die gleiche Wirkung hatte wie ein kompletter Jobwechsel – aber ohne die Risiken und Belastungen. Manchmal ist der klügste Karriereschritt der, den niemand von außen sieht – aber der sich finanziell und emotional stark auswirkt.

Der innere Wert – warum Geld nicht alles ist

So wichtig die finanzielle Perspektive ist: Menschen sind keine Produkte. Und Arbeit ist nicht nur Mittel zum Zweck. Gerade auf dem Weg zu FIRE fällt auf, wie sehr wir unseren „Wert“ oft an Geld koppeln – und dabei übersehen, was uns eigentlich ausmacht.

Ein höheres Gehalt kann vieles erleichtern – aber es macht nicht automatisch glücklich. Deshalb lohnt es sich, parallel zum Marktwert auch über Sinn, Freude und persönliche Erfüllung nachzudenken. Manche Schritte zur Gehaltssteigerung fühlen sich vielleicht taktisch klug an, aber innerlich leer. FIRE bedeutet nicht, alles dem finanziellen Optimum unterzuordnen – sondern klug und bewusst zu wählen, wo sich Geld und Sinn treffen.

Und was, wenn man (noch) unterbezahlt ist?

Dann ist das kein Grund zur Scham – sondern ein Anlass zur Ehrlichkeit. Vielleicht war es lange sinnvoll, Kompromisse einzugehen. Vielleicht war anderes wichtiger. Doch ab einem bestimmten Punkt lohnt sich die Frage: Was brauche ich, um selbstbewusst den nächsten Schritt zu gehen? Mehr Wissen? Ein Netzwerk? Einen neuen Blick auf mich selbst?

Auch hier ist FIRE kein Ziel von Perfektion, sondern ein Weg der kleinen Schritte. Jeder Euro mehr auf dem Gehaltszettel – dauerhaft verdient – ist wie eine Zinseszins-Rakete für die eigene Freiheit. Und er wirkt besonders kraftvoll, wenn er mit innerer Klarheit und Wertschätzung einhergeht.

Ausblick: Wie du gezielt in dich selbst investieren kannst

Im nächsten Artikel geht es um die vielleicht wichtigste Form der Investition auf dem Weg zu FIRE – die in dich selbst. Wir schauen uns an, wann sich Weiterbildung wirklich lohnt, wie du klug mit Zeit und Geld umgehst und warum Micro-Skills manchmal mehr bewirken als ganze Studiengänge. Denn wer seinen Marktwert langfristig steigern will, braucht nicht nur Mut – sondern auch einen Plan.

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